Trauerrede beim Seelengottesdienst für Wilhelm Wiedl am 27. Januar 2017

Unser lieber Verstorbener Willi kam am 26.10.1940 in Kaltenbrunn auf die Welt. Seine Eltern waren der Schreiner Martin Wiedl und seine geliebte Mutter Anna Wiedl, geborene Hofmann. Er war ein guter und beliebter Schüler, war Ministrant. Mit 13 Jahren machte er eine Lehre als Metzger und musste unter der Woche in Pasing bei München bleiben. Nur an den Wochenenden konnte er nach Hause fahren. Er hatte großes Heimweh nach seiner Mutter und seinen 7 Geschwistern. Er hat seine Lehre erfolgreich abgeschlossen.

Von 1956 hat er bei der Metzgerei Metzger Michi gearbeitet. Neben seinen Beruf entdeckte er aber früh seine Liebe zur Volksmusik. Als junger Bursche lernte er Jodeln, Gitarre und Zither. 1957 begann neben der Metzgerei seine Karriere als Volkssänger und Schauspieler: Er trat am Brettl als Komiker, Schuhplattler und Jodler auf. Zu seinem ersten Auftritt 1957 in Wolfratshausen, damals mit seinen drei Brüdern, kamen über 1500 Menschen in die Turnhalle, die völlig überfüllt war. Er spielte als Gitarrist und Jodler bei den Chiemgauer Buam unter der Leitung von Horst Müller mit.

Über Horst Müller lernte er seine Frau Irmengard kennen, die ebenfalls eine sehr gute Jodlerin war. Sie wurden das Chiemseer Gesangs- und Jodler Duo und waren in Holland und Frankreich und Belgien auf Tournee mit dem Kapellmeister Peter Kolaznie. Am 13.4.1962 heiratet er seine große Liebe Irmengard. Er wurde bei der renommierten Münchener Metzgerei Firma Magnus Bauch der erste Metzger und Betriebsleiter. Am 27.September 1966 hat er seinen Metzgermeister mit Bravur gemacht. Er hätte eine 1 verdient, aber er bekam nur eine zwei. Magnus Bauch hat sich dafür eingesetzt, dass das Ergebnis richtig gestellt werde, aber ohne Erfolg. Er pflegte privaten Kontakt zu Magnus und Betty Bauch, ebenso zum Sohn Magnus und Parwathi Bauch. Regelmäßig bereicherte er die Feierlichkeiten der Fa. Magnus Bauch durch seinen Gesang und seine Dichtkunst.

Am 10.3.1964 wurde er stolzer Vater seines Sohnes Willi. Drei Jahre später kam seine Tochter Angela zur Welt. Die Familie war nun komplett. Neben dem Metzgerberuf tourte er in seinen Urlaubstagen mit den Chiemgauer Buam durch die halbe Welt, von Istanbul bis nach Japan und nach Mexiko. 1976, mit 12 Jahren, kam sein Sohn zum Tölzer Knabenchor und wurde ersten Sopransollist. Das hat ihn sehr stolz gemacht.

Seiner Tochter Angela brachte er schon sehr früh das Jodeln bei. Mit Erfolg. 1980 trat er zum ersten Mal mit seiner Tochter beim Feinkost-Käfer mit den Chiemgauer Buam auf. Sie wurden das Jodler-Duo Angela und Willi Wiedl. 1980 waren sie gemeinsam auf einer vier Städte-Tournee in Mexico. Vater und Tochter wurden das Jodler-Duo beim Tegernseer-Alpenquintett unter der Leitung von Sepp Heiß und hatten jedes Jahr 80 bis 100 Auftritte bis nach Kanada mit 7 Schallplattenaufnahmen bis 1994 neben seiner Arbeit in der Metzgerei.

1993 starb sein geliebter Chef Magnus Bauch, das hat ihm das Herz gebrochen, denn Magnus Bauch war für ihn wie ein Ziehvater. Bei der Fa. Bauch war er 31 Jahre maßgeblich am Erfolg der Firma beteiligt. Er war ein hervorragender Lehrlingsausbilder und bei allen Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten sehr beliebt.

1995 heiratete seine Tochter Angela in Schwangau, und er gab seinen geliebten Beruf nach 40 Jahren als Metzger auf, um dem Wunsch seiner Tochter Angela nachzukommen, sie bei ihrer Karriere zu unterstützen. Seitdem waren sie unermüdlich unterwegs, und er half seiner Tochter Angela nicht nur auf der Bühne, sondern auch hinter der Bühne und als Fahrer. Er war in der Showbranche sehr beliebt, und alle lobten seine gute Knoblauchwurst und die berühmte „Bauch’sche Weißwurst“.

1997 stürzte seine Tochter Angela schwer und erkrankte längere Zeit. Als Vater kümmerte er sich aufopfernd. Am 27. März 2000 kam zur großen Freude der Familie sein erstes Enkelkind Angelina Maria zu Welt. Er war der glücklichste Opa auf der ganzen Welt. Angelina und ihr Opa – das war eine große Liebe. 2003 das große Entsetzen, seine über alles geliebte Enkelin wurde sehr krank. Durch den Einsatz ihres Opas und der ganzen Familie wurde Angelina fast wieder gesund. Dann das Unfassbare, Angelina starb am 13.6.2005 an einer Gehirnembolie. Der Opa wurde über Nacht grau und konnte die Welt nicht mehr verstehen. Zwei Jahre später kam es zur Scheidung der Tochter Angela.

Wieder blieb er der Fels in der Brandung und stärkte die Familie.

Die Familie bleibt stark, es folgten Kirchenkonzerte, die Willi als Chorsänger mit seiner Tochter und Oswald Sattler absolvierte, Tourneen mit Florian Silbereisen und seine Abschlusstournee mit dem Musikantenstadl als Jodler-Duo Angela und Willi Wiedl mit Andy Borg bis Frühjahr 2010.

Im Sommer 2010 war die ganze Familie auf einer musikalischen Kreuzfahrt von Palma nach Kapstadt unterwegs. Angela verlobte sich mit Uwe im Kreise der Familie.

Weihnachten 2010 verabschiedete sich der Vater von der großen Bühne. Er wollte nur noch für seine Familie und Freunde im kleinen Kreise seine Jodler und Melodien singen. Willi Wiedl war krank. Er hatte Krebs und kämpfte mit seiner Familie dagegen an.

2011 heiratete seine Tochter Angela ihren Uwe. Willi übergab seine Tochter an Uwe und gab ihnen seinen väterlichen Segen. Dann folgte 2012 ein Rückfall mit dem Krebs.

Am 22.6.2012 kam sein zweites Enkelkind Gina Maria zu Welt. Er freute sich sehr, aber der Krebs raubte ihm die Kraft. Als sein Enkelkind getauft wurde, lag er im Krankenhaus. Nach der Taufe fuhren seine Tochter Angela und Uwe mit seinem Enkelkind im Taufkleid zu Willi, und er gab unter Tränen seiner geliebten Enkelin den Segen. Seine Augen glänzten vor Freude.

Sein Zustand verschlechterte sich. Die ganze Familie, seine Freunde und Bekannten halfen ihm in der schweren Zeit. Besonderen Beistand erhielt er von seiner Tochter mit Uwe und Gina, sowie seinem Sohn mit Georg, seinen Freuden Waldtraut und Dirk, sowie seinem Freund Fritz mit Hilde und Wendelin und Anne, die für ihn täglich beteten.

Die Gebete wurden erhört. Der Vater war 2014 krebsfrei.

2015 durfte er mit seiner Familie und seinen Freunden und Bekannten seinen 75 .Geburtstag feiern. Er war überglücklich. Alle seine 7 Geschwister hatten sich eingefunden und feierten mit ihm. Eine besondere Freude bereitet ihm sein Enkelkind Gina. Seine Tochter Angela hat ihm dieses schöne Fest bereitet.

2016 kehrte der Krebs erbarmungslos zurück. Der Vater und auch die Mutter wurden kraftlos. Angela und Uwe sowie Gina gaben all ihre Kraft, um die Eltern wieder zu stärken. Seine Tochter kochte jeden Tag für alle, und sie saßen gemeinsam den Sommer hindurch auf der Terrasse und genossen die Sonne.

Ein schöner Sommer mit der Familie folgte, ebenso ein schöner Herbst.

Seinen 76. Geburtstag feierte er mit seiner Familie und seinen Freunden, sein Wunsch war ein Hoagascht, wie in die Familie immer gepflegt hat. Es war ein wunderschöner Geburtstag, den sein Sohn Willi für ihn organisierte.

Auf den Nikolaus-Tag bei seiner Tochter freute er sich besonders. Er sah sein strahlendes Enkelkind voller Ehrfurcht vor dem Nikolaus.

Die Nachricht, dass der Krebs wieder massiv zurück gekehrt war, hielt sie nicht davon ab, das Fest des Herrn zu feiern. Es wurde ein schönes Weihnachtsfest mit der Familie, bei seiner Tochter Angela und Uwe, bei dem er sagte: Das war mein schönstes Weihnachtsfest. Er war überglücklich seine Enkeltochter zu erleben. Ebenso Silvester, er blieb bis nach Mitternacht, genoss den Neujahrstag im Kreise der Familie und wurde kulinarisch verwöhnt.

Er bekam die Einladung seiner Tochter zu ihrem 50. Geburtstag im März 2017, freute sich sehr und sagte: Ich werde gerne dabei sein.

Es gab neue Hoffnung für unseren Willi, er wollte weiterleben, in Vorfreude auf den Geburtstag der Tochter.

Am 12.1.2017 wurde er in Tübingen mit einem neuen Medikament behandelt. Er fragte seine Tochter: Wie kann ich das wieder gut machen, vorauf sie antwortete: Das hast du schon tausendfach Papa!

Am 16.1. fuhren ihn Uwe und Angela mit Gina ins Dachauer Krankenhaus, weil der HB-Wert zu niedrig war. Es ging ihm noch gut, doch am 18.1. wendete sich das Blatt. Der Vater erhielt auch jetzt den Beistand der Familie und Freunde.

Der Zustand wurde immer schlechter. Am 22.1. versagten seine Organe, und auf Anordnung seiner Kinder wurden keine lebenserhaltenen Maßnahmen mehr durchgeführt. Er sollte schmerzfrei einschlafen dürfen.

Die Familie rief auf seinem Wunsch hin den Pfarrer, und er bekam die letzte Ölung im Beisein von Tochter Angela, Uwe und Gina. Als der Pfarrer ihn fragte ob er Angst habe, schüttelte er den Kopf, er hatte keine Angst vorm Sterben. Tochter Angela, Uwe und seine Gina hielten die Nachtwache. Sein Sohn Willi eilte aus Leipzig herbei und traf um 1.00 Uhr dazu. Der Vater hat es gespürt. Am 23.1.2017 fuhr ein Freund der Familie, Otto, Irmengard ins Krankenhaus. Die Familie nahm Abschied und betete für den Vater. Dann sagten sie zu ihm, er soll loslassen und zum lieben Herrgott gehen. Sie gingen für einen Moment aus dem Zimmer. In den wenigen Minuten schlief unser lieber Mann, treusorgender Vater und liebevoller Opa für immer ein.

Er ruhe in Frieden.

Wenn ein Mensch so viele berührt mit seiner Menschlichkeit, seiner Fröhlichkeit, seiner Liebe zur Musik, dann hat er die Gnade und das Licht des Herrn empfangen.

Papas Wunsch war es, zwei Personen aus seinem Freundeskreis besonders hervorzuheben, seine Waldtraud und seinen Dirk.

Heute feiern wir auch den Namenstag seiner verstorbenen Enkelin Angelina. Wir sehen uns alle wieder, das ist unser Trost.

Was sich der Verstorbene gewünscht hat, das war auch so bei seinem letzten Geburtstag, er wollte keine Geschenke und auf seinem letzten Gang zum lieben Gott keine Blumen. Er wollte der Krebsforschung helfen. Diesen Wunsch wird ihm die Familie erfüllen.

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